Höhenkrankheit: Symptome, Prävention und Behandlung
Alle Wander:innen sind sich einig: Es ist eines der schönsten Gefühle, endlich den Gipfel zu erreichen und plötzlich weiter sehen zu können, als man es sich je hätte vorstellen können. Ein unvergesslicher Moment. Doch manchen Menschen raubt eine solche Wanderung wortwörtlich den Atem.
Höhenkrankheit: Symptome, Prävention und Behandlung
Alle Wander:innen sind sich einig: Es ist eines der schönsten Gefühle, endlich den Gipfel zu erreichen und plötzlich weiter sehen zu können, als man es sich je hätte vorstellen können. Ein unvergesslicher Moment. Doch manchen Menschen raubt eine solche Wanderung wortwörtlich den Atem.
Beim Trekking in grossen Höhen muss man sich der Gefahr der Höhenkrankheit bewusst sein. Sie kann potenziell lebensbedrohlich sein und erfordert im Ernstfall eine sofortige Behandlung. Weil erste Anzeichen oft unspezifisch sind, ist es umso wichtiger zu wissen, was genau die Höhenkrankheit ist, welche Symptome auftreten können und was Sie tun sollten, wenn Sie sich in grosser Höhe krank fühlen.
Was ist Höhenkrankheit?
Die Höhenkrankheit kann ab einer Höhe von ca. 2500 Metern über Meer auftreten. Das kann etwa bei Reisen nach Bolivien, Peru, Ecuador oder Chile der Fall sein, aber auch bei Wanderungen auf den Kilimandscharo oder in die Himalaya-Region. Ab 4’500 Höhenmetern sind bis zu 50 Prozent der Reisenden betroffen. Ob man erkrankt oder nicht, hängt allerdings nicht von der körperlichen Fitness ab, sondern vor allem von der Geschwindigkeit des Aufstiegs und der Höhe, auf der man übernachtet, die sogenannte Schlafhöhe.
Symptome der Höhenkrankheit
Frühzeichen einer Höhenkrankheit treten meist 6 bis 10 Stunden nach Ankunft in grosser Höhe auf. Dazu gehören:
- Kopfschmerzen
- Übelkeit
- Schwindel
- Appetitlosigkeit
- Schlafstörungen
- Gereiztheit
In diesem Fall ist es wichtig, den Aufstieg sofort zu unterbrechen. Der Körper braucht Zeit, um sich an die veränderten Bedingungen anzupassen. Wird dennoch weiter aufgestiegen, kann es zu ernsteren Symptomen kommen: Gleichgewichtsstörungen, Erbrechen, Lichtempfindlichkeit, Herzrasen oder Atemnot. Spätestens jetzt ist ein sofortiger Abstieg unerlässlich, denn es drohen die gefährlichen Verlaufsformen der Höhenkrankheit: das Höhenhirnödem (HACE, High Altitude Cerebral Edema) und/oder das Höhenlungenödem (HAPE, High Altitude Pulmonary Edema). Beide Zustände sind lebensbedrohlich und erfordern so schnell wie möglich medizinische Hilfe.
Kann man der Höhenkrankheit vorbeugen?
Es gibt viele Möglichkeiten, sich körperlich auf eine Wanderung vorzubereiten, doch keine davon schützt zuverlässig vor der Höhenkrankheit. Wie bereits erwähnt: Ob jemand gesund, sportlich, jung oder älter ist, spielt keine Rolle. Jede:r kann betroffen sein.
Der wichtigste Faktor zur Vorbeugung ist die sogenannte Akklimatisierung. Damit ist gemeint, dem Körper ausreichend Zeit zu geben, sich an den niedrigeren Sauerstoffgehalt in der Höhe zu gewöhnen. Dies gelingt, indem man langsam aufsteigt und immer wieder längere Pausen auf bestimmten Höhen einlegt.
Als Faustregel gilt: Ab einer Höhe von 2’500 Metern sollte die Schlafhöhe nur um etwa 300 bis 500 Höhenmeter pro Tag erhöht werden. Zusätzlich sollte nach jeweils 1’000 Höhenmeter ein Ruhetag eingeplant werden, an dem nicht weiter aufgestiegen wird. Ausserdem sollte auf Nikotin, Alkohol und Schlafmittel verzichtet werden und auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden.
Ist ein langsamer Aufstieg nicht möglich, kann die vorsorgliche Einnahme von Diamox® (Acetazolamid) helfen, das Risiko für eine akute Höhenkrankheit zu verringern. Das Medikament kann jedoch Nebenwirkungen haben und sollte deshalb vor der Reise testweise für einige Tage eingenommen werden. Lassen Sie sich hierzu individuell von uns beraten.
Warum die Höhenkrankheit oft unterschätzt wird
Die Höhenkrankheit ist kein häufiges Gesprächsthema, weshalb sie oft unterschätzt wird. Viele Menschen nehmen zwar erste Beschwerden wahr, bringen sie aber nicht mit der Höhe in Verbindung.
Das liegt vor allem daran, dass die Symptome sehr unspezifisch sind und auch andere Ursachen haben können. Kopfschmerzen zum Beispiel gehören zu den häufigsten ersten Anzeichen, werden aber oft als Folge von Flüssigkeitsmangel, Schlafmangel oder körperlicher Anstrengung interpretiert. Auch Übelkeit, Schwindel oder Gereiztheit lassen sich leicht anders erklären. Gerade deshalb neigen viele dazu, diese Warnsignale zu ignorieren.
Gruppendruck: Er kann gefährlich sein
In einer Gruppe zu reisen macht zweifellos mehr Spass. Doch genau hier liegt auch eine Gefahr: Viele versuchen, mit dem Tempo der Gruppe mitzuhalten, selbst dann, wenn sie sich dabei überfordern. Um Symptome wie Kopfschmerzen zu unterdrücken, greifen manche zu Schmerzmitteln. Das Problem: Die Beschwerden werden zwar betäubt, aber nicht besser. Im schlimmsten Fall bemerkt man gar nicht, dass sich der Zustand verschlechtert, und steigt weiter auf, obwohl man dringend eine Pause oder sogar einen Abstieg bräuchte.
Was bei Höhenkrankheit zu tun ist
Wenn Sie erste Anzeichen einer Höhenkrankheit bemerken, sollten Sie den Aufstieg sofort unterbrechen. Bessern sich die Symptome nicht innerhalb weniger Stunden, ist es wichtig, mindestens 500 Höhenmeter abzusteigen und dem Körper Zeit zur Erholung zu geben. Steigen Sie immer in Begleitung ab. Gegen Kopfschmerzen oder Übelkeit können Sie bei Bedarf Medikamente einnehmen – aber nur, um den Abstieg zu erleichtern, nicht um weiter aufsteigen zu können.
Sobald Sie sich besser fühlen, keine Medikamente mehr im Körper haben und sich an die Höhe gewöhnt haben, können Sie den Aufstieg langsam fortsetzen. Achten Sie dabei weiterhin auf Warnzeichen und geben Sie Ihrem Körper die Zeit, die er braucht.
Gut Ding soll Weile haben
Wer ins Hochgebirge reist, sollte die Höhenkrankheit nicht auf die leichte Schulter nehmen. Mit einem achtsamen Tempo, bewusster Beobachtung der eigenen Symptome und einer guten Vorbereitung lassen sich viele Risiken vermeiden.
Wenn Sie eine Reise in grössere Höhen planen, empfehlen wir Ihnen eine individuelle Reiseberatung bei uns. Gemeinsam besprechen wir Ihre Route, Ihre Risikofaktoren und wie Sie sich bestmöglich schützen können, damit Ihre Höhenabenteuer nicht nur atemberaubend, sondern auch sicher bleiben.
Referenzen
- Höhenkrankheit - Better Health Channel. (2022). Abgerufen am 3. Juni 2022, von https://www.betterhealth.vic.gov.au/health/healthyliving/altitude-sickness
- FIORE, D., HALL, S., & SHOJA, P. (2010). Höhenkrankheit: Risikofaktoren, Prävention, Präsentation und Behandlung. American Family Physician, 82(9), 1103-1110. Abgerufen von https://www.aafp.org/pubs/afp/issues/2010/1101/p1103.html
- Gesundheitliche Risiken - HealthyTravel.ch. (2022). Abgerufen am 3. Juni 2022, von https://www.healthytravel.ch/health-risks/