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Expeditionsbericht: Eine Forschungsreise zum Gipfel

An der Schnittstelle von alpinem Abenteuer und medizinischer Forschung steht BiALP (Biomedical Alpine Research Association), ein wegweisendes Projekt zur Untersuchung der menschlichen Physiologie in grossen Höhen. Unsere Zusammenarbeit mit BiALP zielt darauf ab, das Verständnis für die Anpassung des Körpers an extreme Bedingungen zu erweitern – mit Erkenntnissen, die sowohl Hochgebirgsreisenden als auch der klinischen Medizin zugutekommen.

Expeditionsbericht: Eine Forschungsreise zum Gipfel

An der Schnittstelle von alpinem Abenteuer und medizinischer Forschung steht BiALP (Biomedical Alpine Research Association), ein wegweisendes Projekt zur Untersuchung der menschlichen Physiologie in grossen Höhen. Unsere Zusammenarbeit mit BiALP zielt darauf ab, das Verständnis für die Anpassung des Körpers an extreme Bedingungen zu erweitern – mit Erkenntnissen, die sowohl Hochgebirgsreisenden als auch der klinischen Medizin zugutekommen.

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Eine der jüngsten Expeditionen von BiALP führte das Team auf den Aconcagua, den höchsten Berg ausserhalb Asiens mit einer beeindruckenden Höhe von 6.961 Metern über dem Meeresspiegel. Das Team bestand aus Paolo Rodi einem Chirurgen am Universitätsspital Zürich, Giovanni Cappa, einem Notfallarzt mit Spezialisierung auf extreme Umgebungen und Davide Pellegrini, einem Experte für alpine Rettung. Im Folgenden berichtet Paolo aus erster Hand über seine Reise - eine Geschichte über wissenschaftliches Streben, Ausdauer und die Herausforderungen der Forschung in grossen Höhen.

 

 

Von Paolo, im Namen des BiALP-Teams:

 

Wir sind gerade vom Aconcagua zurückgekehrt, und ich freue mich, berichten zu können, dass unsere Mission ein voller Erfolg war – akademisch, körperlich und persönlich! Nicht nur konnten wir die notwendigen Daten für unser Projekt sammeln, sondern wir haben es auch geschafft, nach einer äusserst anspruchsvollen Besteigung den Gipfel zu erreichen.

 

Wir verbrachten 10 Tage im Basislager "Plaza de Mulas" (4.300 m) zur Akklimatisierung und Datenerhebung. In dieser Zeit transportierten wir Gas und Material im alpinen Stil – also ohne Guides oder Träger – um Kosten zu minimieren und uns auf den Aufstieg vorzubereiten. Die extremen Höhenbedingungen stellten uns vor körperliche Herausforderungen, sodass wir unsere Pläne anpassen mussten, um sowohl unsere Sicherheit zu gewährleisten als auch verwertbare Daten zu sammeln.

 

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Am 14. Februar verliessen wir das Basislager endgültig und stiegen zu den höheren Camps auf. Fünf Tage später, am Morgen des 19. Februar, hatten wir nach Abschluss wichtiger Ventilationstests und Lungenultraschallmessungen auf 6.000 m ein kurzes Wetterfenster mit günstigem Wetter. Wir ergriffen die Gelegenheit und entschieden uns, denn Gipfelsturm zu wagen – ein herausfordernder Aufstieg von 900 Höhenmetern.

 

Der Tag begann um 2:30 Uhr morgens mit dem Schmelzen von Schnee, um ausreichend Trinkwasser für den Tag zu gewinnen. Gegen 4:00 Uhr brachen wir auf und überholten unterwegs mehrere kommerzielle Expeditionen. Es war eine quälende Erfahrung, wahrscheinlich eine der härtesten Tage unseres Lebens. Wir bewegten uns quasi in Zeitlupe, kämpften darum, genug Luft in unsere Lungen zu bekommen. Ein Teammitglied musste aufgrund von Symptomen von akuter Höhenkrankheit umkehren. Giovanni und ich hielten durch, trotz Temperaturen von -20 bis -25°C. Nach acht erschöpfenden Stunden über Schnee, Eis und Felsen erreichten wir schliesslich den Gipfel – eine kleine Steinterrasse mit einem winzigen, kondorförmigen Gipfelkreuz, das wir bereits unzählige Male auf Fotos gesehen hatten.

 

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Der Moment des Erfolgs war nur von kurzer Dauer. Nach ein paar schnellen Fotos traten wir den Abstieg an und begegneten dabei vielen bekannten Gesichtern – von Erschöpfung und Sauerstoffmangel gezeichnet, vermutlich mit dem gleichen Ausdruck, den wir selbst auf dem Weg nach oben gehabt hatten. Nach der Ankunft in Camp 3 ruhten wir uns kurz aus, bauten unser Zelt ab und stiegen weiter zu Camp 2 ab. Am folgenden Tag kehrten wir schliesslich ins Basislager zurück, wo uns nach fast einer Woche endlich wieder die lange vermissten Annehmlichkeiten erwarteten: richtiges Essen, fliessendes Wasser und ein sicherer Schlafplatz ohne die heftigen 80 km/h starken Winde, die uns in den höheren Lagern zu schaffen gemacht hatten.

 

Diese Expedition hat uns einmal mehr die enormen Herausforderungen der Forschung in extremen Umgebungen vor Augen geführt. Die körperliche Belastung ist ebenso erheblich wie die logistischen und finanziellen Hürden – und doch ist jede gesammelte Dateneinheit von unschätzbarem Wert.

 

Paolo, Giovanni, Davide und das gesamte BiALP-Team


 

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