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Study Spotlight: SwissPrEPared

In der dritten von vier Episoden unserer Pride-Spotlight-Serie erzählt uns Manuela Rasi von Ihren Erfahrungen mit drogenabhängigen Personen und dem Platzspitz, von dessen Auswirkung auf übertragbare Krankheiten, der Entstehung des SwissPrEPared Programms mit Begleitstudie und vielem mehr.

Study Spotlight: SwissPrEPared

In der dritten von vier Episoden unserer Pride-Spotlight-Serie erzählt uns Manuela Rasi von Ihren Erfahrungen mit drogenabhängigen Personen und dem Platzspitz, von dessen Auswirkung auf übertragbare Krankheiten, der Entstehung des SwissPrEPared Programms mit Begleitstudie und vielem mehr.

Wer bist du und was ist dein Arbeit- bzw. Forschungssgebiet?

Ich heisse Manuela Rasi, ich machte ursprünglich die Ausbildung in Psychiatriepflege und studierte später Pflegewissenschaften. Mein klinischer Fokus und Forschungsschwerpunkt lag zu Beginn im Bereich HIV, Hepatitis und STIs. Pandemiebedingt wechselten wir dann zu Covid-19 und führten die letzten Jahre hauptsächlich Covid-Studien durch. Diese Studien hier am EBPI waren sehr gross. Wir schlossen Tausende von Proband:innen ein - eine wirklich grosse Sache.

 

Jetzt kommen glücklicherweise auch wieder andere Themen, da bin ich schon auch froh. Beispielsweise haben wir Projekte zu sexueller Gesundheit mit PrEP und sexueller Gesundheit auf Reisen. Zurzeit arbeiten wir auch gerade an einer Masern-Mumps-Röteln-Immunitätsstudie, bei welcher man die Immunität der Bevölkerung überprüfen möchte.

 

Heute leite ich das klinische Studienzentrum hier am EBPI und bin mit unterschiedlichen Projekten beschäftigt und betraut. Mein Hauptfokus bei der Arbeit liegt aber bei der Umsetzung von klinischen Studien bei uns hier in der Klinik (Zentrum für Reisemedizin), aber auch die Beratung von Forschenden in der Umsetzung ihrer Studienprojekten.

 

Die Vorkommnisse auf dem Platzspitz und dem Bahnhof Letten haben in der Schweiz Spuren hinterlassen. Kannst du uns dazu was erzählen?

Ja, ich erinnere mich gut an diese Zeit! Ich war damals eine junge Erwachsene und verfolgte die Medienberichterstattungen. Die Situation hat international grosse Wellen geschlagen und auch in der Psychiatrie hatten wir immer wieder abhänige Personen, weil man oftmals nicht wusste, wohin mit diesen Menschen. Daher kamen sie oft zu uns in die Psychiatrie für einen Entzug. Mich interessierte das. Ich reiste auch nach Zürich, um mir den Platzspitz (oder auch Needle-Park, wie er damals hiess) mal anzuschauen. Ich kann das kaum beschreiben, es hat mich tief getroffen und nachhaltig beschäftigt. Es war ein unglaubliches Elend, welches man angetroffen hat.

 

Ich hatte mich damals auch etwas mit der Politik beschäftigt. Damals war es so, dass man keine sauberen Spritzen abgeben durfte und so infizierten sich natürlich unzählige Personen mit HIV und Hepatitis beim Spritzentausch oder unsauberen Injektionen. Das war wirklich schlimm. Wenn ich mich recht erinnere schloss der Platzspitz im Jahr 1992, was man natürlich auch in den Medien verfolgen konnte. Das ging sehr gewaltsam und unschön vonstatten. Genützt hat es nicht wirklich, sondern es hat sich alles auf den Letten verlagert und dort, so empfand ich, war das Elend gerade nochmals grösser.

 

Ungefähr 1995 schloss man dann den Letten, nachdem ein Wechsel in der Drogenpolitik stattfand. Beispielsweise entstand die Arud in Zürich, eine Arbeitsgemeinschaft für risikoarmen Umgang mit Drogen. Sie eröffneten damals eine Heroin- und Methadonabgabestelle, woraufhin es mehrere solche Zentren in Zürich gab. Das war damals der Schlüssel, wie man die Abhängigen von der Strasse wegholen konnte, um sie einbinden und substituieren zu können, damit sie überhaupt einem anderen Leben nachgehen konnten. Daran erinnere ich mich noch ganz gut! Später arbeitete ich dann in einer Heroin- und Methadonabgabestelle und hatte so Zugang zu diesem Klientel. Ich hörte sehr viele Geschichten, viel Trauriges, was mir wirklich sehr geblieben ist.

 

HIV war dort schon ein Thema, auch als ich später in der Infektiologie arbeitete. Diese Leute begleiten einen immer. Es gab auch im Spital auf der Infektiologie viele Drogenabhängige, die dort behandelt wurden. Sie haben sich eigentlich alle gut behandeln lassen, obwohl viele das Gefühl hatten, das klappe mit dieser Population nicht. Sie waren sehr an ihrer Gesundheit interessiert, das hat mich sehr beeindruckt. Man sah sie immer nur im Elend auf der Strasse, aber wenn sie die Möglichkeit hatten, war ihnen die Behandlung sehr wichtig. Das fand ich sehr beeindruckend. Früher gab es noch die "klassischen Heroinabhängigen", das haben wir heute weniger. Heute sind sie eher mehrfachabhängig. Heroin ist jetzt weniger "in", aber andere Drogen wie Kokain, GHB, Crack und so werden schon konsumiert. Es ist heute ein anderes Bild als früher.

 

Am Zentrum für Reisemedizin wird an einem Forschungsprojekt namens "SwissPrEPared" gearbeitet. Worum geht es dabei?

SwissPrEPared ist eine grosse Multizenterstudie, bzw. ein Programm mit einer Begleitstudie, mit über 40 Zentren in der Schweiz und startete im Jahr 2019. Es geht um die HIV Präexpositionsprophylaxe PrEP und sexuelle Gesundheit im Allgemeinen. PrEP steht für HIV Prä-Expositions-Prophylaxe. Das ist ein Medikament, welches man vor dem Sex einnehmen kann, wenn man ungeschützen Sex hat, um sich vor einer Infektion mit HIV zu schützen. Das Ziel dieses Programms und dieser Studie ist, dass man die Versorgung von PrEPler:innen oder PrEP-Interessierten und die medizinischen Guidelines nach wissenschaftlichem Standard verbessern kann, welche wir erstellt hatten.

 

Wir entwickelten ein Beratungstool, welches auch ein Datentool ist, das den Fachpersonen in der Beratung hilft, effizient vorwärts zu kommen und nichts zu vergessen. Die Proband:innen füllen dabei Fragebögen aus. So erfahren wir etwas über ihr Verhalten. Das soll auch dabei helfen, dass die PrEP in der Schweiz zugänglich wird, dass Fachleute (auch von kleineren Praxen, welche nicht viel Erfahrung haben) Guidelines haben und wirklich fachlich kompetent beraten können.

 

Im Moment liegt der Fokus bei SwissPrEPared bei MSM, das sind Männer, die Sex mit Männern haben, und unter anderem auch Transmenschen und Sexworker (vor allem Male Sexworker). In einem anderen Projekt möchten wir aber auch, wie es so schön heisst, die andere Hälfte der Pandemie erreichen, also die Allgemeinbevölkerung, sprich Heterosexuelle, die die Informationen einfach noch nicht haben.

 

Im HIV-Bereich ist die queere Bevölkerung (v.a. MSM) die Gruppe mit erhöhtem Risiko und bei häufig wechselnden Sexualpartner:innen geht dieses Virus natürlich auch schneller um. Gleich ist das bei anderen sexuell übertragbaren Infektionen wie beispielsweise Tripper, Chlamydien, Syphilis. Darum hat man mit dieser Gruppe begonnen. Es sind sicher Personen, die es am meisten brauchen. Sie kennen es auch, PrEP wird schon länger eingenommen. Wir haben damals 2016 begonnen, da gab es PrEP aber bereits schon Jahre zuvor in Amerika und England. Die queere Community ist sehr gut informiert, sie spricht auch offener über sexuelle Gesundheit. Die hatten also bereits von PrEP gehört. Der Druck (der Community) war damals recht gross, dass es in der Schweiz auch erhältlich ist. Es ist ja ein Medikament, welches hier damals für die Indikation nicht zugelassen war - heute haben wir zum Glück ein Generikum. Das Original PrEP war sehr teuer, zu Beginn mehrere hundert Franken für eine Monatspackung. Das kann sich niemand leisten.

 

So kam es eigentlich zu diesem Programm SwissPrEPared. Es waren Aktivist:innen aber auch Fachleute in der Schweiz, die dieses Programm iniziiert hatten. Es läuft recht gut. Wir haben bisher sicher 6'000 Leute in die Studie eingeschlossen, über 40 Zentren eröffnet - der Bedarf ist da.

 

Gibt es andere vergangene, laufende oder bevorstehende Projekte, auf die du aufmerksam machen möchtest?

Ja, was wir während den letzten Jahren während der Pandemie gemacht haben sind die Corona-Studien, und vor allem zwei wichtige Studien laufen immer noch. Das ist die Zürcher Corona Kohortenstudie und die Zürcher Coronavirus-Impfstudie. Die laufen bereits seit einem längeren Zeitraum. Die werden teilweise vielleicht auch verlängert. Es ist sehr wertvoll, wenn man den Verlauf über einen längeren Zeitraum hinweg sieht, das wäre dann die Kohorte. Auch international gibt es nicht viele Studien, die die Leute über so lange Zeit verfolgt hatten. Daher ist das sehr wichtig. Da haben wir doch einen sehr guten Beitrag an Corona geleistet.

 

Das andere ist natürlich, wie bereits angetönt, das Projekt TravelPrEPared. Da hast du glaube ich auch schon meine Kollegin (Dunja Nicca) dazu befragt. Hier geht's um sexuelle Gesundheit auf Reisen. Das ist aus meiner Sicht wirklich sehr spannend und ein ganz wichtiges Projekt.

 

Wieso liegt dir das Thema so am Herzen?

Sexuelle Gesundheit, meinst du? Der Umgang mit dem Thema Sex ist etwas sehr persönliches und ist auch geprägt von Überzeugungen, Werten und kulturellen Hintergründen und es fällt vielen Leuten überhaupt nicht einfach, über das Thema zu sprechen. Einerseits fällt es den Fachpersonen schwer, andererseits natürlich den Klient:innen. Ich habe auch lange Jahre im STI-Bereich gearbeitet, also Sexuell Übertragbare Infektionen, und habe dort viele Erfahrungen gemacht. Ich erlebte die queere Community als etwas besser informiert, offener - im Heterobereich ist das etwas weniger üblich. Es ist auch viel Halbwissen da, die Generation, die noch mit HIV aufgewachsen ist, geht langsam aus. Da hatte man natürlich noch mehr, zumindest von HIV, mal gehört. Beim STI-Wissen, also Chlamydien, Tripper, wie man das überträgt, da gibt es sehr viel Halbwissen. Ich finde, das ist ein wichtiges Thema und das müsste man auch ansprechen.

 

Gerade hier in der Reisemedizin beispielsweise hat das gut Platz. Wenn man auf Reisen geht hat man meistens auch Sex. Man ist entspannt und hat Zeit und es braucht hier einfach Unterstützung. Darum finde ich es wichtig, dass man den Leuten als Fachperson vorurteilsfrei gegenübersitzen und auch diese Beratung machen kann. Die Leute sollen sich angenommen fühlen und sich auch trauen, etwas zu fragen. Nur so kommt es zum Austausch und nur so kann man Wissen vermitteln. Und für das braucht es einfach auch mehr Wissen und mehr Schulungen dazu, wie man das aufbaut. Für das ist zum Beispiel das Projekt TravelPrEPared gedacht.

Eine andere Erfahrung, die ich gemacht habe, ist, dass die queere Community oder auch Sexworker:innen im Gesundheitswesen sehr schlechte Erfahrungen gemacht haben. Das basiert ja oft auf diesen Vorstellungen, Werten und Normen, die man so im Kopf hat und ich finde, das darf einfach nicht sein. Da muss man etwas dagegen machen. Das ist, was mich angetrieben hat und mich auch weiterhin spannend dünkt und hierfür möchte ich mich gerne einsetzen.

 

Sie haben weitere Fragen zu SwissPrEPared oder PrEP? Hier finden Sie mehr Informationen.

 

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*Dieser Post ist eine freie Transkription. Der Originalbeitrag wird am 28. Juni 2023 als Videobeitrag/Reel auf unserem Instagram Profil veröffenlicht.

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