Wanderlust Chronicles - Ep. 5 Namibia - ein Land der Kontraste
Starke Winde und klare Luft – eine Wohltat nach der Hitze des Tages und der abenteuerlichen Fahrt zu unserem ersten Wildcamping-Platz am Rand des Brukkaros Kraters. Wir stehen unter dem hell leuchtenden Mond neben unserem gemieteten Auto mit den beiden aufgeklappten Dachzelten. Wir geniessen ein Abendessen unter dem sich entfaltenden südlichen Nachthimmel – dann macht der Mond der Milchstrasse und abertausenden Sternen Platz.
Wanderlust Chronicles - Ep. 5 Namibia - ein Land der Kontraste
Starke Winde und klare Luft – eine Wohltat nach der Hitze des Tages und der abenteuerlichen Fahrt zu unserem ersten Wildcamping-Platz am Rand des Brukkaros Kraters. Wir stehen unter dem hell leuchtenden Mond neben unserem gemieteten Auto mit den beiden aufgeklappten Dachzelten. Wir geniessen ein Abendessen unter dem sich entfaltenden südlichen Nachthimmel – dann macht der Mond der Milchstrasse und abertausenden Sternen Platz.
Einen Monat mit der Familie am Puls von Afrika
Wildcampen in Namibia ist möglich, solange es nicht ungefragt auf Privatland ist
Es erwartet uns bald der Fish-River-Canyon, der zweitgrösste Canyon der Welt. Wir werden durch die Namib-Wüste fahren, Dünen besteigen, wilden Pferden und Löwen begegnen und die Robben- und Flamingokolonien an der Küste sehen, durch den Etosha-Park fahren und wunderschöne und spannende Tierbegegnungen geniessen. Wir werden hübsche und praktisch eingerichtete Campingplätze bewohnen und ab und zu uns auch mal eine Lodge gönnen. Wir werden durch Gebirge wandern und mit der Hitze kämpfen, uns nach Regen sehnen und unendlich viele bezaubernde Sonnenuntergänge bei einem «Sundowner» geniessen. Es werden uns Schakale, Nashörner und Skorpione nachts besuchen. Ja es werden uns sogar grunzende Flusspferde am Okavangodelta oder das Brüllen der Löwen in der Kalahari aus dem Schlaf reissen. Wir werden vorzüglich essen und selber kochen, die Klicksprache der San lernen und 2000 Jahre alte Felsmalereien bestaunen. All das und vieles mehr haben wir in dieser Nacht am Krater noch vor uns.
Die Aussicht beim Sunset Viewpoint Das Meer erleben in Walvis Bay
am Fishriver Canyon
Der Hornbill – oder einfach Tokotoko Zebraherde an einem Wasserloch
im Etosha Nationalpark
Reisen mit Kindern in Namibia
Sossousvlei – Namib Wüste
Namibia ist ein Land, das man mit etwas Vorbereitung sehr gut individuell bereisen kann. Auch mit Kindern. Wir warteten allerdings, bis unsere Zwillinge das 12. Lebensjahr erreicht haben. Dies nicht nur deswegen, weil wir sicher sein wollten, dass sie in diesem Alter lange Autofahrten aushalten können, sie sich für stille Naturbeobachtungen, Geschichte und Menschen des Landes begeistern können und wir nicht wertvollen Platz im Auto mit Kindersitzen verschwenden wollten. Es gibt auch den sehr ernüchternden Aspekt, dass Kinder unter 12 noch klassische Beutegrösse für afrikanische Raubtiere haben. So gibt es beispielsweise Lodges mit freilebenden Wildtieren oder Safariangebote, die deshalb erst ab 12 Jahren zugelassen sind. Im Rückblick waren auch die bereits erworbenen Englischkenntnisse (nach Schweizer Schulsystem) der Kinder hilfreich und sorgten für unabhängige Konversationen mit der Bevölkerung. So waren zum Beispiel die Kinder am Holzmarkt in Swakopmund selbständig am Preise verhandeln und waren mit verschiedenen Händlern und Händelrinnen in Gesprächen über Land und Leben. Die Menschen in Namibia sind überhaupt sehr zugänglich und ausserordentlich freundlich. Nie hätten sie die Kinder an diesem Markt übers Ohr gehauen bei den Verhandlungen – im Gegenteil, sie erklärten Ihnen die Kunst des Verhandelns und sagten Ihnen, dass sie unser Einverständnis erst einholen sollten.
Tipp: Geburtsurkunde bei der Einreise nicht vergessen!
Bevölkerung
Im Nordosten Namibias, am Kavangofluss
Es gibt zehn grössere verschiedene Bevölkerungsgruppen in Namibia – die Weissen eingeschlossen. Das ehemalige deutsche Kolonialland hat einen recht grossen Anteil an weissen Namibier. Überall ist deren Geschichte und Einfluss noch zu erkennen. So gibt es deutsche Strassen- oder Ortsnamen, man findet Spar-Einkaufsmärkte und obwohl sie nur etwa 5% der Bevölkerung Namibias ausmachen, besitzen sie doch immer noch 2/3 aller kommerziellen Farmbetriebe und es ist nicht selten, dass man sich mit den Besitzer*innen auf Lodges auf Deutsch unterhalten kann, obwohl die offizielle Landessprache Englisch ist.
Trotz einschneidender und diskriminierender Vergangenheit leben die verschiedenen Bevölkerungsgruppen in Namibia sehr friedlich und tolerant miteinander. Wir haben uns immer Willkommen gefühlt und kamen mit allen Menschen schnell ins Gespräch und erfuhren eine Offenheit und Freundlichkeit, die uns sehr berührt hat.
Tipp: Mit Einheimischen ins Gespräch kommen, zum Beispiel an Marktständen mit den Verkäufer*innen, auf geführten Touren mit den Guides, oder auf Campingplätzen, Lodges und in Läden mit den Angestellten. So lernt man viel über deren Kultur.
Begegnungen
Wüstenelefanten am Brandberg
So ergaben sich auch aussergewöhnliche Gelegenheiten, wie zum Beispiel am Fusse des Brandberggebirges. Auf der Lodge mit hübschem Campingplatz boten die einheimischen Mitarbeitenden an, nach Arbeitsschluss zu singen, um sich einen finanziellen Zustupf zu verdienen. Wir genossen den Chor nach Sonnenuntergang am knisternden Feuer und kamen mit einem jungen Mitarbeiter ins Gespräch. Er ist in der Gegend aufgewachsen und kennt die Wüstenelefantenherde, die sich auf die trockenen Gegebenheiten hier spezialisiert haben und Wasserlöcher graben können. Er bot uns an, am nächsten Tag nach Arbeitsschluss mit uns auf die Suche nach den Elefanten zu machen. So waren wir schlussendlich 5 Stunden mit ihm unterwegs, haben uns kennen gelernt und die Herde im Abendlicht in atemberaubender Natur beobachten können – nur wir und die Elefanten und mit einem neuen Freund. Dies war einer der berührendsten und eindrücklichsten Momenten der Reise. Wir fuhren unseren Guide anschliessend in der bereits angebrochenen Nacht in sein Dorf zu seiner bescheidenen Blechhütte und durften seine Ziegen und Hunde kennenlernen. Wir hörten und lernten von den Bräuchen und seinen Ansichten und Herausforderungen. Als wir uns beispielsweise über die unterschiedliche Viehhaltung unterhielten in unseren Heimaten, bemerkte er, dass man in seiner Kultur nie Jungtiere schlachten und essen würde, weil man dann ja die Zukunft vernichten würde. Wie wahr.
Auf eigene Faust
Die Campingplätze sind fast immer grosszügig, hübsch gelegen und mit guter Infrastruktur.
Solche Erlebnisse hätte man kaum, wenn man sich auf Gruppenreisen begeben würde. Namibia eignet sich sehr, individuell zu reisen. Das Land hat eine sehr gute Infrastruktur und ist recht sicher. So konnten wir unser Reisetempo unseren Bedürfnissen anpassen, konnten uns nach unserer Neugierde und den Zufällen ausrichten und fanden immer einen Platz zum Übernachten. Natürlich waren wir entsprechend ausgerüstet, um das machen zu können. Mit eigenem Kühlschrank, einem Reservebenzintank und -rad bestückt und natürlich unseren Dachzelten. Eine Namibische SIM-Karte war unerlässlich, damit wir uns flexibel orientieren und kommunizieren konnten. Es gibt immer wieder Gegenden, die keinen Empfang haben – aber insgesamt ist die Abdeckung überraschend gut. Es gibt auch hilfreiche Apps, wo man Wildcamping-Plätze finden kann (Overlander) oder Wege abseits der üblichen Routen (Tracks4africa).
Tipp: Immer genügend Bargeld mitführen, so dass man beispielsweise eine Tankfüllung damit bezahlen, an einem Marktstand am Strassenrand spontan etwas kaufen oder Trinkgeld geben kann.
Gesundheit und Ernährung
Grillieren oder eben «Braai» - immer und überall.
Zur Vorbereitung gehören natürlich auch alle erforderlichen Impfungen wie zum Beispiel gegen Tollwut oder Hepatitis A und B und eine gut bestückte Reiseapotheke. In einer individuellen Reiseberatung erfährt man entsprechend der vorgesehenen Route und mit dem Impfbüchlein, was noch ergänzt werden sollte. Ganz wichtig auch die Malariaprophylaxe für Reisen in das Malariagebiet im Norden und Nordosten. Bei den Nahrungsmitteln sollte man sich an das bekannte Sprichwort halten: peel it, boil it, cook it or forget it. Ein Hinweis für Personen, die sich vegan oder vegetarisch ernähren: Namibia ist ein ausgesprochenes Fleisch-Land. In grösseren Nahrungsmittelläden findet man zwar Gemüse und Früchte, die Auswahl ist sonst aber bescheiden.
Tipp: Medizinische Einrichtungen sind meist nur an grösseren Orten oder in den Nationalparks zu finden und Apotheken sind manchmal sehr dürftig ausgerüstet. Deshalb ein Augenmerk auf eine sehr gut ausgerüstete eigene Apotheke haben und Antibiotika mitbringen.
Immer eine eigene Wasserflasche fürs Zähneputzen mitnehmen.
Mit dem Auto unterwegs
Anfahrt zum Brukkaros-Kraterrand
Da in Namibia nur die wenigsten Strassen geteert sind, ist es wichtig, sich mit den Strassenverhältnissen auseinanderzusetzen und einen vorausschauenden und angepassten Fahrstil zu pflegen und entsprechend Zeit für die Fahrstrecke einzuberechnen. Verkehrsunfälle enden oft sehr tragisch und sind nicht selten. Auch das Fahren auf teilweise tiefen Sand kann herausfordernd sein. Aber es geht gut, wenn dafür aus den Reifen Luft gelassen wird und man sich vorher Tipps von geübten Fahrern einholt. Natürlich braucht man dazu einen funktionierenden Kompressor, um danach wieder Luft in die Reifen zu pumpen.
Und für diejenigen, die sich fragen, ob Namibia auch per Fahrrad entdeckt werden kann. Ja, man kann, wenn man unbedingt möchte. Aber man bedenke die sehr heissen Temperaturen tagsüber und wenig Schatten, die sehr langen und einsamen Schotter- und Sandstrassen, die meist wellblechartig sind und bei einem vorbeifahrenden Auto minutenlange Staubwolken zur Folge haben. Ganz zu schweigen die teilweise gefährlichen Situationen bei schnellfahrenden oder sich kreuzenden Autos oder Lastwagen auf den Schotterstrassen. Und die Wildtiere.
Tipp: Da man sehr oft auf sogenannten «Wellblech»-Schotter -oder Sandstrassen fährt und es das Auto mit gesamtem Inhalt mächtig schütteln kann, lohnt sich das Mitbringen von Schaumstoff zur Polsterung von Objektiven, Weinflaschen, Feldstecher und so weiter. Wir mussten nach einer langen Tiefsandfahrt unsere Nahrungsmittelkiste und den Kofferraum vom ausgelaufenen Wein befreien, nachdem es die mitgeführte Weinflasche zerschlagen hat.
Reiseplanung
Ein Baobab Baum im Sambesi Streifen.
Wir haben übrigens lediglich die erste und letzte Nacht vorgebucht, alles andere ergab sich Tag für Tag. Dies in der Vorsaison-Reisezeit im April und Mai. In der namibischen Winterzeit und eigentlichen Hauptsaison Juni bis September sollte man schon vorbuchen, ist aber meiner Ansicht nach die absolut schlechteste Reisezeit in Namibia. Ich empfehle die zweite Hälfte der Regenzeit ab Februar-April, was lediglich bedeutet, dass es überhaupt mal etwas regnen kann. Die Natur blüht innert Tagen nach dem Regen auf und die Tiere müssen sich nicht allesamt um die Wasserlöcher versammeln, um nicht zu verdursten. Die diesjährige Regenzeit fiel zum Beispiel in vielen Gegenden Namibias komplett aus – das Land kämpft gerade mit wahnsinniger Trockenheit.
Umgang mit sichtbarer Armut
Das bringt mich zur Frage, ob und was man mitbringen könnte für die ärmere Bevölkerung, mit der man in Berührung kommt. Gerade in den westlichen Gebieten des Landes empfehle ich extra Reispackungen und 5-Liter-Wasserkanister mitzuführen, auch Paracetamol, Desinfektionsmittel und Verbandmaterial. Nicht nur für sich selber, sondern auch um Menschen abzugeben, die es benötigen.
Oft finden sich Verkaufsstände mit liebevoll hergestellten Artikeln am Wegesrand. Dort kann man anhalten und etwas kaufen. Man hat dann nicht nur ein wunderbares Mitbringsel, sondern unterstützt die Menschen vor Ort. Lieber dort Souvenirs kaufen und nicht unbedingt an den grossen Märkten in Windhoek oder Swakopmund.
Tipp: Souvenirs während der gesamten Reise kaufen. Manchmal gibt es ganz lokale Spezialitäten der verschiedenen Bevölkerungsgruppen, die man später vielleicht nicht mehr findet. Die Herero nähen zum Beispiel gerne Stofftaschen und Puppen, während die Caprivianer fantastische Holzkünstler sind.
Kontraste
An einer Süsswasserlagune am Okavangodelta südlich der Grenze von Namibia in Botswana spiegeln sich im Morgenrot die kleinen Wölkchen am Himmel. Die Stille und der Blick auf das Wasser, das von abertausend meterhohen Papyrus Gräsern umsäumt ist, lässt uns innehalten. Eben noch waren wir der enormen Trockenheit in der Wüste Namibias ausgesetzt und hier schauen wir über das grüne Binnendelta des Kavango-Flusses und riechen das Wasser in der kühlen Brise, die uns übers Gesicht streicht. Namibia, ein Land der Extreme und Gegensätze, mit der weltweit geringsten Bevölkerungsdichte (neben der Mongolei) und reichsten Natur- und Tierwelt. Ein Land des Ursprungs der Menschheit und ein Land, das den Schutz der Natur in die Verfassung schreibt. Ein Land, das wir lieben.
Sonnenaufgang im Tsondab Valley.