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Schwanger reisen

Dipl. med. Ronja Fierz ist Leiterin des Referenz-Impfzentrums des Kantons Zürichs, sowie Beraterin im Zentrum für Reisemedizin mit Erfahrungswissen aus der Gynäkologie. Im folgenden Artikel beantwortet sie einige der wichtigsten Fragen, welche sich schwangere Personen vor Antritt einer Reise stellen sollten.

Schwanger reisen

Dipl. med. Ronja Fierz ist Leiterin des Referenz-Impfzentrums des Kantons Zürichs, sowie Beraterin im Zentrum für Reisemedizin mit Erfahrungswissen aus der Gynäkologie. Im folgenden Artikel beantwortet sie einige der wichtigsten Fragen, welche sich schwangere Personen vor Antritt einer Reise stellen sollten.

 

Frau Fierz,

Welche Krankheiten sind während der Schwangerschaft besonders gefährlich? 

Grundsätzlich muss man unterscheiden zwischen Krankheiten, die gefährlich für Frau sowie Kind sind (Bsp. Malaria) und Krankheiten, die sich spezifisch negativ auf die Entwicklung des Kindes auswirken können (Bsp. Zika-Virus). Generell können sich Krankheiten, die sonst schon Komplikationen nach sich ziehen können, in der Schwangerschaft nochmals deutlich schwerer präsentieren. Dies vor allem, weil das Immunsystem der Mutter in der Schwangerschaft leicht geschwächt ist, und der Körper bereits durch die Schwangerschaft schon herausgefordert wird. Reisekrankheiten, für die eine Schwangerschaft einen deutlichen Risikofaktor darstellen, sind zum Beispiel Masern, Gelbfieber, Malaria oder Dengue. 

 

Was hat es mit Zika und Schwangerschaften auf sich? 

Das Zika-Virus ist eine Erkrankung, die sich in der Regel bei infizierten Erwachsenen kaum symptomatisch zeigt. Das Zika-Virus kann jedoch eine Fehlbildung beim Fötus zur Folge haben. Insbesondere bei einer Infektion in den ersten zwei Monaten der Schwangerschaft, da in dieser Zeit die Organe gebildet werden. Charakteristisch ist eine sogenannte Mikrozephalie. Diese zeigt sich durch ein unentwickeltes Gehirn und folglich einem zu kleinen Kopf des Fötus. Zudem kann es unter anderem zu Entwicklungsverzögerungen und einer intellektuellen Beeinträchtigung führen. Eine Zika-Infektion ist aufgrund ihrer sehr schwachen Symptomatik umso tückischer. Tests sind leider nicht sehr zuverlässig, weshalb wir Schwangeren grundsätzlich davon abraten, überhaupt erst in Zika-Risikogebiete zu reisen. Ausser Mückenschutz gibt es leider auch keine Präventionsmöglichkeiten. Das Zika-Virus ist in den Tropen, insbesondere in Mittel- und Südamerika sowie in Südostasien, verbreitet. 

 

Wie sieht es aus bei Malaria? Können Schwangere Malariaprophylaxen einnehmen? Ist dies empfohlen? 

Malaria ist wie Zika eine durch Mücken übertragene Krankheit mit häufig hohem Fieber und grippeartigen Symptomen. Es ist eine potenziell tödliche Erkrankung, welche Schwangere körperlich sehr fordert. Es gibt Malariaprophylaxen, welche in der Schwangerschaft zugelassen sind, namentlich Mephaquin (Mefloquin®). Generell bietet dieses Medikament einen guten Malariaschutz (ca. 96%), jedoch gibt es in Südostasien häufig resistente Malariaparasiten gegenüber Mephaquin. Leider gibt es unter allen Malariaprophylaxen kein Medikament, welches zu 100% vor Malaria schützt. Daher empfehlen wir Schwangeren grundsätzlich, keine Reise in ein Malariarisikogebiet zu unternehmen. 

 

Sind Mückensprays schwangerschaftskompatibel? 

Ja, die bei uns erhältlichen Mückensprays sind schwangerschaftskompatibel. Es sollte jedoch darauf geachtet werden, den Mückenspray nicht einzunehmen, sondern nur oberflächlich anzuwenden. 

 

Wenn es um Flugreisen geht, gibt es da Restriktionen in der Schwangerschaft? 

Man sollte beachten, dass Fliegen ab der fortgeschrittenen Schwangerschaft, insbesondere ab der Schwangerschaftswoche 35, nicht empfohlen ist.  Beim Fliegen besteht immer auch eine Thrombosegefahr, welche in der Schwangerschaft zusätzlich leicht erhöht ist. Wir empfehlen daher vorbeugende Massnahmen wie gut sitzende Kompressionsstrümpfe und Sitzplätze am Gang mit der Möglichkeit, sich zu bewegen.Fluggesellschaften können ein Arztzeugnis zum Ausweis der Reisefähigkeit verlangen. Ein frühzeitiges Anfragen bei der Airline ist somit für die Planung essentiell.

 

Unabhängig von Reisen: Welche Impfungen sind besonders wichtig für Schwangere und warum? 

Grundsätzlich ist zu beachten, dass man Impfungen mit Lebendimpfstoffen vor der Schwangerschaft macht, da sie während der Schwangerschaft nicht mehr durchgeführt werden sollten. Totimpfstoffe, wie beispielsweise die Boostrix-Impfung, bestehend aus Impfstoffen gegen Starrkrampf, Diphtherie und Keuchhusten, werden jedoch spezifisch im zweiten Trimester empfohlen. Die in dieser Zeit durch die Mutter produzierten Antikörper schützen das spätere Neugeborene in den ersten Lebensmonaten. Auch die COVID-Impfung wird bei Schwangeren im zweiten Trimester empfohlen, damit das Baby bereits mit einem gewissen Schutz vor COVID zur Welt kommt. 

 

Welche Impfungen werden möglicherweise relevant auf Reisen und was sollte dabei beachtet werden? 

Reiseimpfungen (ausser Lebendimpfstoffe) können auch während der Schwangerschaft verabreicht werden. Jedoch werden diese auch erst ab dem zweiten Trimester empfohlen. Dies ist so, da im ersten Trimester die heikle Organbildung der Embryos erfolgt. Daher versucht man, so wenige medizinische Eingriffe wie möglich in diesem Zeitraum vorzunehmen. 

 

Was sollte bei der Vorbereitung auf eine Reise beachtet werden? 

Neben dem Reisepass sollte man sicherlich auch den Mutterpass einpacken. Im Mutterpass werden alle wichtigen Daten und Untersuchungsergebnisse über den Verlauf der Schwangerschaft notiert. Es empfiehlt sich grundsätzlich, sich vor der Reise medizinisch beraten zu lassen. Bei einer Reiseberatung wird der Impfschutz besprochen sowie auf die wichtigsten Erreger im Ausland eingegangen. Es muss jedoch auch überlegt werden, ob die Reise nicht auf nach der Schwangerschaft verschoben werden sollte. 

 

Was soll während der Reise beachtet werden? 

Wenn man sich entscheidet, trotz der Schwangerschaft zu reisen, gibt es einige Dinge zu beachten. Grundsätzlich soll auf rohes und halb gegartes Fleisch und Fisch verzichtet werden. Es gilt: Cook it, boil it, peel it or leave it! Auch auf Milchprodukte oder Desserts mit rohen Eiern sollte verzichtet werden. Achten Sie darauf, genügend Flüssigkeit zu sich zu nehmen und lange Sonnenexposition zu vermeiden. Um der Höhenkrankheit vorzubeugen, sollten auch Höhen von über 2500 Meter sowie grundsätzlich grosse körperliche Anstrengungen vermieden werden. Wie auch in der Schweiz sollten Schwangere im Ausland Abstand zu Katzen halten, um sich nicht mit Toxoplasmose zu infizieren. Toxoplasmose ist eine Krankheit, die bei Erwachsenen häufig asymptomatisch verläuft. Bei einer Erstinfektion in der Schwangerschaft kann das ungeborene Kind schwere kognitive und andere Schäden erleiden. 

 

Was soll nach der Reise beachtet werden? 

Wichtig ist, bei auftretenden Symptomen in den ersten Wochen bis Monaten nach der Reise an tropische Krankheiten wie zum Beispiel Malaria oder tropische Durchfallerkrankungen zu denken. Diese können oft erst nach der Reise ausbrechen. Symptome wie Fieber und Durchfall kurz nach der Reise sollten daher zeitnah abgeklärt werden. 

 

Das Wichtigste in Kürze  

Als Schwangere auf Reisen sollten Sie unbedingt daran denken: 

  • Packen Sie zum Reisepass auch den Mutterpass mit ein. 
  • Vergewissern Sie sich, dass Ihr Impfstatus à jour ist, und lassen Sie sich von einer Fachperson für Reisemedizin bezüglich weiterer Impfungen sowie allfälliger Medikation beraten.
  • Übermässige Hitze, Höhen über 2.500 Meter und grosse Anstrengungen sollten vermieden werden.
  • Trinken Sie genug.
  • Verzichten Sie in warmen Ländern auf halb gegartes Fleisch, rohen Fisch und Speisen mit rohen Eiern (Tiramisu, Mayonnaisen, Eis, etc.)
  • In Bezug auf Verpflegung auf Reisen gilt: Cook it, boil it, peel it or leave it!
  • Meiden Sie grelles Sonnenlicht und achten Sie beim Sonnenschutz auf einen hohen Lichtschutzfaktor 

 

 

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