Tigermücken in der Schweiz - und was das für uns bedeutet
Vor noch nicht allzu langer Zeit waren durch Mücken übertragene Krankheiten auf jeweils bestimmte geografische Regionen beschränkt. Personen, die sich nicht in diesen Risikogebieten befanden, waren vor ihnen recht sicher. Man musste sich also eigentlich vor allem dann Sorgen machen, sich eine dieser Krankheiten zuzuziehen, wenn man wirklich an einem Ort lebte oder an einen Ort reiste, an dem sie häufig vorkommt. Das bedeutete beispielsweise, dass man sich auf dem nordamerikanischen Festland keine Sorgen um Malaria machen musste und diesbezüglich keine Reisevorbereitung treffen musste.
Tigermücken in der Schweiz - und was das für uns bedeutet
Vor noch nicht allzu langer Zeit waren durch Mücken übertragene Krankheiten auf jeweils bestimmte geografische Regionen beschränkt. Personen, die sich nicht in diesen Risikogebieten befanden, waren vor ihnen recht sicher. Man musste sich also eigentlich vor allem dann Sorgen machen, sich eine dieser Krankheiten zuzuziehen, wenn man wirklich an einem Ort lebte oder an einen Ort reiste, an dem sie häufig vorkommt. Das bedeutete beispielsweise, dass man sich auf dem nordamerikanischen Festland keine Sorgen um Malaria machen musste und diesbezüglich keine Reisevorbereitung treffen musste.
Durch den Klimawandel ändert sich das jedoch stetig, da sich die Verbreitungsgebiete bestimmter krankheitsübertragender Insekten ausweiten. Auch führt die zunehmende Reisetätigkeit dazu, dass während der Reise erkrankte Reisende neue Krankheitserreger in ihre Heimatländer einschleppen, oder Insekten oder ihre Eier über Handelsware in neue Gebiete eingeführt werden, wo es dann zu einer Verbreitung kommen könnte. Mehr denn je müssen Responsible Global Citizens* auch auf Krankheiten achten, denen sie bisher nicht ausgesetzt waren und die auch bisher keine Gefahr für sie waren.
Lassen Sie uns doch einen Blick auf einige der insektenübertragenen Krankheiten werfen, die an neuen Orten auftreten, und gemeinsam erörtern, was dies für die Gesellschaft an diesen Orten bedeutet.
Die Tigermücke: Ein neues Sorgenkind für die Schweiz?
Aktuell wurden drei verschiedene invasive Mückenarten identifiziert, die bisher in der Schweiz nicht heimisch waren. Dazu gehören die Asiatische Tigermücke, die Koreanische Buschmücke und die Japanische Buschmücke.
Von diesen drei Stechmücken ist vor allem das Auftreten der Tigermücke besorgniserregend, da sie Krankheitserreger wie Chikungunya-, Dengue- und das Zika-Virus übertragen kann. Bislang waren Erkrankungen, die auf diese Viren zurückzuführen waren, für die Schweizer Bevölkerung primär mit Reisen in Risikogebiete verbunden. In der Schweiz musste sich niemand Sorgen machen, sich mit einer dieser Infektionen anzustecken. Nun, da die Überträgermücke bei uns gefunden wurde, müssen wir aufmerksamer sein.
Die Tigermücke verbreitet die Krankheit, indem sie die Krankheitserreger durch ihre Stiche an die Menschen weitergibt. Die Mücke selber musste sich vorgängig selber auch mit dem Virus anstecken, was durch stechen eines mit dem Erreger infizierten Menschen erfolgt, der beispielsweise gerade aus einem Hochrisikogebiet für die entsprechende Erkrankung nach Hause zurückgekommen ist. So zirkuliert das Virus zwischen Menschen und Mücken. Wenn die geeignete Mücke für die Krankheitsübertragung bereits in einer Region vorhanden ist und sich dort etabliert hat, ist ein Schritt zur Ansteckung mit der Krankheit vor Ort schon erreicht. Demzufolge können sich Krankheiten wir Chikungunya, Dengue und Zika, die allesamt in der Schweiz noch nicht vorkommen, potentiell schon bald bei uns verbreiten. Je mehr Menschen infiziert werden, desto wahrscheinlicher ist eine weitere Ausbreitung der Krankheit.
Bleiben Sie achtsam: Anzeichen und Symptome
Die Tigermücke kann verschiedene durch Insekten übertragene Krankheiten verbreiten, weshalb es wichtig ist, ihre Anzeichen und Symptome zu kennen.
Chikungunya
Die häufigsten Symptome von Chikungunya sind Gelenkschmerzen und Fieber. Bei manchen Menschen treten jedoch auch Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Hautausschläge oder Gelenkschwellungen auf. Diese Symptome treten in der Regel 3-7 Tage nach dem Stich der infizierten Mücke auf. Den meisten Erkrankten geht es innerhalb einer Woche besser. Ruhe, Flüssigkeit und rezeptfreie Schmerzmittel können helfen, die Symptome zu lindern.
Leider gibt es derzeit noch keinen Impfstoff, der vor Chikungunya schützt. Die entscheidendste Massnahme zum Schutz vor der Erkrankung besteht also in der Prävention mit einem guten Mückenschutz.
Dengue
Nicht alle, die sich mit Dengue infizieren, werden krank. Statistiken zeigen derzeit, dass nur gerade eine von vier Personen, die sich mit Dengue infiziert, tatsächlich erkrankt, wobei die Symptome hier leicht oder schwer sein können. Man kann sich mehrmals mit Dengue anstecken. Bei einer in der Vergangenheit bereits durchgemachten Dengue-Infektion kann eine weitere Infektion mit dem Dengue-Virus schnell lebensbedrohlich werden. Darum ist ein guter Mückenschutz unerlässlich bei Reise in ein Dengue-Gebiet, um sich bereits vor einer primären Infektion zu schützen.
Zu den Symptomen des Denguefiebers gehören:
- Fieber
- Augenschmerzen
- Kopfschmerzen
- Knochenschmerzen
- Muskelschmerzen
- Ausschlag
- Gelenkschmerzen
- Übelkeit/Erbrechen
Diese Symptome können 2-7 Wochen andauern.
In Fällen von schwerem Dengue-Fieber kann die Krankheit innerhalb weniger Stunden lebensbedrohlich werden und erfordert eine sofortige Behandlung im Krankenhaus. Dies geschieht bei etwa 1 von 20 Menschen, die an Dengue erkranken und kann zu inneren Blutungen, Schock oder sogar zum Tod führen.
Zu den Symptomen des schweren Denguefiebers, die oft 24-48 Stunden nach Abklingen des Fiebers auftreten, gehören:
- Erbrechen (mindestens dreimal in 24 Stunden)
- Bauchschmerzen
- Blut im Stuhl oder Erbrechen von Blut
- Bluten des Zahnfleischs oder der Nase
- Reizbarkeit oder Unruhe
Wenn eines dieser Symptome auftritt, ist es wichtig, sich sofort in ärztliche Behandlung zu geben. Jedoch ist nur eine supportive Behandlung möglich mit beispielsweise Flüssigkeits- oder Schmerzmittelgabe, da keine effektive Therapie gegen Virus selbst existiert.
Zika Virus
Ein weiteres Virus, das von der Tigermücke übertragen wird, ist das Zika-Virus, das bei Erwachsenen meist keine oder milde Symptome verursacht. Bei ungeborenen Kindern kann eine Infektion mit dem Zika-Virus zu schweren Fehlbildungen führen. Schwangere Frauen haben ein erhöhtes Risiko für Komplikationen.
Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Verbreitung von Infektionskrankheiten
Mit der Veränderung des Weltklimas und den zunehmend höheren Temperaturen ist zu erwarten, dass die klimatischen Bedingungen, die für Mücken angenehm sind, sich immer mehr ausbreiten werden. Regionen, die früher eher zu kühl waren, um den Mücken einen guten Lebensraum zu bieten, sind durch die Klimaerwärmung zu einem guten Lebensraum geworden.
Beispiele hierfür sind Dengue- und Chikungunya-Fälle im Süden von Frankreich und Italien während der letzten Jahre. Kürzlich wurden lokalübertragene Dengue-Fälle vom Gardasee gemeldet. Diese Infektionserreger sind also ganz in die Nähe der Schweiz gerückt. Weitere Beispiele über die Tigermücke hinaus sind in den USA acht Malariafälle aufgetreten - die ersten derartigen Infektionen seit 20 Jahren. Das bedeutet, dass Menschen in den USA, die sich seit zwei Jahrzehnten nicht mehr vor Malaria fürchten mussten, jetzt möglicherweise wieder lernen müssen, wie sie sich vor dieser Krankheit schützen können. Dies bedeutet aber auch, dass Reisende in diese Gebiete der USA nun neu auch wieder Malaria mitbedenken müssen, was bisher nicht der Fall war. Und es bedeutet auch, dass medizinische Fachpersonen hier in der Schweiz bei Reiserückkehrern an diese neuen, dort vorkommenden Infektionskrankheiten denken müssen.
Sich vor vektorübertragenen Krankheiten schützen
Wenn es darum geht, sich und andere vor der Übertragung von Krankheiten zu schützen, gibt es viele Massnahmen, die Responsible Global Citizens ergreifen können.
Sie schützen sich vor Krankheiten, indem sie wissen, für welche sie zu Hause oder auf Reisen anfällig sind und treffen die notwendigen Vorsichtsmassnahmen. Dadurch wird die Wahrscheinlichkeit, dass sie gestochen werden, und die Wahrscheinlichkeit, dass sie die Krankheit auf andere übertragen, verringert.
Sie sind sich bewusst, dass der Klimawandel Auswirkungen auf die Verbreitung von Krankheiten hat und setzen sich aktiv dafür ein, ihren globalen Einfluss zu reduzieren und ihren CO2-Fussabdruck zu verringern. Steigende Temperaturen bieten Mücken längere Lebens- und Brutzeiten und ihr Lebensraum breitet sich aus. Eine Studie aus dem Jahr 2021 geht sogar davon aus, dass bis 2070 zusätzlich 4,7 Milliarden Menschen von Malaria oder Dengue-Fieber bedroht sein könnten.
Es ist beunruhigend, dass neue Krankheiten an neuen Orten auftauchen, aber wir können alle einen Beitrag leisten, indem wir uns weiterbilden (wir haben einige informative Blogposts in petto!), uns vor Stichen schützen und uns jeden Tag um unser Zuhause, die Erde, kümmern.
* Responsible Global Citizenship: Hierbei geht es darum, wie sich Entscheidungen und Handlungen in einem Teil des Planeten auf Menschen auswirken können, die in einem anderen Teil leben, und darum, dass wir alle eine gemeinsame Menschlichkeit teilen und gleich viel wert haben. Es bedeutet, offen zu sein für einen positiven Umgang mit anderen Identitäten und Kulturen und in der Lage zu sein, Stereotypen zu erkennen und zu hinterfragen.
Referenzen
Asian Tiger Mosquito. (2023). https://www.swisstph.ch/en/topics/asian-tiger-mosquito
Chikungunya fact sheet. (2022). https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/chikungunya
Dengue and severe dengue. (2023). https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/dengue-and-severe-dengue
8 people have acquired malaria in the US. They’re the first in 20 years. (2023). https://www.vox.com/science/2023/6/23/23771154/malaria-transmission-florida-texas-mosquitoes-risk-prevention-anopheles
Colón-González, F. J., Sewe, M. O., Tompkins, A. M., Sjödin, H., Casallas, A., Rocklöv, J., Caminade, C., & Lowe, R. (2021). Projecting the risk of mosquito-borne diseases in a warmer and more populated world: a multi-model, multi-scenario intercomparison modelling study. The Lancet. Planetary health, 5(7), e404–e414. https://doi.org/10.1016/S2542-5196(21)00132-7